Bei der Verbrennung von Holz entstehen große Mengen an giftigem Feinstaub. Als Feinstaub („particulate matter“ bzw. PM) bezeichnet man die Teilchen in der Luft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine Weile in der Atmosphäre verweilen. Feinstaub wird nach seiner Größe in verschiedene Fraktionen unterteilt: als PM10 bezeichnet man alle Staubteilchen, deren aerodynamischer Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ist. Bei PM2,5 handelt es sich um die Fraktion der Partikel mit einem Durchmesser kleiner als 2,5 Mikrometer (Feinststaub) und ultrafeine Partikel (UFP oder PM0,1) sind kleiner als 0,1 Mikrometer. (National Air Quality Standard der Environmental Protection Agency, EPA, 1987)
Feinstaub gefährdet die Gesundheit. Die kleinen Partikel (PM2,5) werden über die Lunge aufgenommen und gelangen über den Blutkreislauf bis in die Organe. Sie können Lungenerkrankungen, Herzkreislauferkrankungen und Lungenkrebs verursachen (Peters A. et al., Die Rolle der Luftschadstoffe für die Gesundheit). Deshalb sterben in Deutschland jedes Jahr geschätzt circa 60000 Menschen vorzeitig an Luftverschmutzung (Europäische Umweltagentur), in Europa verliert jeder Mensch geschätzt zwei Jahre seiner Lebenszeit (Lelieveld et al. 2019) .
Der Feinstaub aus Holzverbrennung ist dabei besonders gefährlich, weil bei der Verbrennung von Holz krebserregende (kanzerogene) Substanzen entstehen. Bei diesen Substanzen handelt es sich z.B. um polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs). Benzo(a)pyren ist ein besonders gefährlicher Vertreter der PAKs und wird zur Überwachung der Luftqualität als Marker gemessen. In Augsburg konnte 2018 festgestellt werden, dass 10% des städtischen Feinstaubs aus der Holzverbrennung stammte und für ca 40% der gesamten Belastung mit dem krebserregenden Benzo(a)pyren verantwortlich war (Schnelle-Kreis et al. 2007).
Bei der Holzverbrennung, insbesondere in Kaminöfen, werden aber nicht nur polyaromatische Kohlenwasserstoffe, sondern auch Stickstoffdioxid (NO₂), Ruß, CO₂, und das besonders klimaschädliche Methangas emittiert. Die unvollständige Verbrennung von Holz in Kaminöfen, die zu besonders hohen Schadstoffemissionen führt, stellt dabei ein besonderes Problem dar, denn sie ist von der Handhabung der Benutzer abhängig. Dabei spielt z.B. die Beschaffenheit des Holzes eine Rolle (Größe, Feuchte), aber auch die Luftzufuhr oder die Art und Weise des Anzündens. Schadstoffemissionen aus Kaminöfen werden auf dem Prüfstand gemessen, in der Realität sind sie häufig höher (clean-heat.eu) und werden dann nicht mehr kontrolliert.
Neue Kaminöfen emittieren in der Stunde 500mg Staub, sämtliche Holzfeuerungsanlagen in Deutschland produzieren inzwischen mehr Feinstaub als der gesamte Straßenverkehr (UBA 2019). Dennoch werden die Grenzwerte für Feinstaub in Deutschland im Jahresmittel seit einigen Jahren nicht mehr überschritten. Dabei ist zu beachten, dass die Schadstoffe aus der Holzverbrennung hauptsächlich in den Wintermonaten ausgestoßen werden, in den Sommermonaten sind sie naturgemäß geringer. Damit sagt der Jahresmittelwert nichts über die Feinstaubbelastung im Winter in Wohngebieten mit hoher Kamindichte aus. Die Tatsache, dass der Jahresmittelwert für Feinstaub in Deutschland seit einigen Jahren nicht mehr überschritten wurde bedeutet also nicht, dass die Luftverschmutzung lokal nicht sehr hoch sein kann. Insbesondere in Bezug auf die Emissionen aus Kaminöfen können Anwohner einer hohen Luftverschmutzung durch Nachbarn mit Kaminöfen auch weit über den Grenzwerten ausgesetzt sein (eigene Messungen).
Hinzu kommt, dass der Grenzwert für den Jahresmittelwert von PM10 in Europa mit 40µg/m³ Luft doppelt so hoch angesetzt ist als der von der WHO empfohlene Wert (20µg/m³). Der empfohlene Jahresmittelwert von 20µg/m³ wurde in den vergangenen Jahren in Deutschland sehr wohl häufig überschritten (UBA, Air Quality 2019).
Ähnliches gilt für die Grenzwerte für Feinststaub (PM2,5), der über die Lunge aufgenommen werden kann. Auch hier wurde der empfohlene Grenzwert für das Jahresmittel von 10µg/m³ in Deutschland fast immer überschritten, blieb aber unterhalb des EU-Jahresmittelgrenzwertes von 20µg/m³ (UBA, Air Quality 2019).
Es gibt Hinweise darauf, dass es keinen Grenzwert gibt, unterhalb dessen eine Feinstaubbelastung ungefährlich für die Gesundheit wäre (Schraufnagel et al. 2019) Deshalb ist es wichtig, die Luftverschmutzung weiter zu verringern. Ein einfacher Beitrag dazu wäre, auf die Verbrennung von Holz in Kaminöfen zu verzichten.
Quellen:
Lelieveld et al. 2019. Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ration functions. European Heart Journal 40, Issue 2, 1590-1596.
Peters et al. 2019. Die Rolle der Luftschadstoffe für die Gesundheit. Eine Expertise im Namen der Internationalen Gesellschaft für Umweltepidemiologie (ISEE) und der European Respiratory Society (ERS).
Schnelle-Kreis et al. 2007. Semi Volatile Organic Compounds in Ambient PM2,5. Seasonal Trends and Daily Resolved Source Contributions. Environ. Sci. Technol. 41, 3821-3828.
Schraufnagel et al. 2019. Air pollution and Noncommunicable Diseases. Chest Journal 155, Issue 2, 409-416.
Umweltbundesamt (UBA) 2020. Air Quality 2019, Preliminary Evaluation.