Wieviel Feinstaub stoßen die verschiedenen Heizungen aus?

In Deutschland haben die Haushalte 2018 mit 16.570 t Feinstaub der Fraktion PM2,5 zu den Feinstaubemissionen beigetragen. Das entsprach einem Anteil von ca. 22% an den Gesamtfeinstaubemissionen in Deutschland.

Der Feinstaub aus Haushalten stammt aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe und Holz. In Deutschland gab es 2018 13 Mio Gasheizkessel, 5,4 Mio Ölheizkessel, 0,5 Mio Holzheizungen und 11,2 Mio. Einzelraumfeuerungsanlagen (Kamine und Öfen). Die Emissionen aus diesen Heizarten verteilen sich sehr ungleich. Bei der Verbrennung von Holz in Pellet-, Hackschnitzel- und Scheitholzheizungen und besonders in Scheitholzkaminen und Öfen entsteht sehr viel mehr Feinstaub als bei der Verbrennung von Öl oder Gas (Abbildung 1).

Abb. 1: Feinstaubausstoß der Fraktion PM2,5 aus allen Haushalten und dem Verkehr in Deutschland im Jahr 2018

Verbrennung von Holz in Kaminen und in Holzheizungen produziert besonders viel Feinstaub

Obwohl es ungefähr genauso viele Gasheizkessel wie Kamine gab, haben die Gasheizungen insgesamt nur 36 Tonnen Feinstaub (PM2,5) emittiert, während aus der Verbrennung von Holz in Kaminen 12.778 Tonnen Feinstaub emittiert wurden (Abb. 1)! Auch der noch relativ kleine Anteil von Holzheizungen (ca. 0,5 Mio.) hat mit 3.645 t deutlich mehr Feinstaub emittiert als die 5,4 Mio. Ölheizungen mit 510 t Feinstaub (Abb. 2).

Die Anzahl an Holzheizungen und damit der Feinstaubausstoß steigen in Deutschland leider immer weiter an, weil Holz als erneuerbare Energiequelle gefördert wird.

Abbildung 2: Feinstaubausstoß der Fraktion PM2,5 aus Öl- und Holzheizungen aus allen Haushalten in Deutschland im Jahr 2018

Das Heizen mit Holz ist ineffizient

Bei der Verbrennung von Holz entsteht mehr CO2 pro gewonnener Kilowattstunde (kWh) als beim Einsatz anderer Energieträger wie Kohle, Öl oder Gas. Das Heizen mit Holz ist damit weniger effizient (Abbildung 3). Zusätzlich wird beim Heizen mit Holz mehr Feinstaub pro kWh ausgestoßen als bei allen anderen Heizarten.

Abbildung 3: Feinstaub- und CO2-Emissionen pro Kilowattstunde bei verschiedenen Heizarten

Ein Haushalt mit einer Pellet-, Hackschnitzel- oder Scheitholzheizung produziert also mehr CO2 und deutlich mehr Feinstaub als ein Haushalt mit einer Öl- oder Gasheizung. Fälschlicherweise taucht dieser reale CO2-Ausstoß in offiziellen Statistiken nicht auf, weil Holz als erneuerbare Energiequelle gilt und der reale CO2-Ausstoß deshalb mit Null angegeben wird.

Warum wird fatalerweise mit Holz geheizt? Thema CO2-Ausstoß

Beim Heizen mit fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl oder Gas wird CO2 freigesetzt. Dieser CO2-Ausstoß trägt zur Erderwärmung und damit zur Klimakrise bei und muss gestoppt werden.

Als ein Mittel zur Bekämpfung der Klimakrise wurde Holz von der EU als erneuerbarer Brennstoff deklariert und gefördert (Erneuerbare Energien Directive RED 2008). Die Idee dahinter war, dass bei der Verbrennung von Holz zwar auch CO2 freigesetzt wird, dieses CO2 aber durch Pflanzenwachstum in Zukunft wieder gebunden wird. Auf diese Zukunft können wir aus heutiger Sicht nicht mehr warten. Um die Klimakrise aufzuhalten, müssen wir den CO2-Ausstoß jetzt stoppen. Wie in Abbildung 3 gezeigt, wird bei der Verbrennung von Holz mehr CO2 frei als bei anderen Heizarten. Das Heizen mit Holz muss deshalb gestoppt werden.

Auch viele Wissenschaftler sind aus mehreren Gründen der Ansicht, dass die Verbrennung von Holz ein Fehler ist und wir die Wälder JETZT als Ökosystem für den Schutz der Artenvielfalt und als CO2-Senke brauchen (Brief von 2018, Brief von 2021). Viele NGOs setzen sich für ein Ende der Förderung von Holz als erneuerbarer Energiequelle ein.

Weitere Zunahme von Holzheizungen – Katastrophe für Luft und Klima

Es wäre eine Katastrophe für unsere Luft und Gesundheit und für das Klima, wenn Ölheizungen (oder sogar alle Gasheizungen) weiterhin aufgrund der Förderung von Holz als erneuerbarer Energiequelle durch Pelletheizungen ersetzt würden. Abbildung 4 zeigt, wie sehr Feinstaub- und CO2-Ausstoß durch diese Förderung weiter steigen könnten. (Anmerkung: Hackschnitzelkessel oder Scheitholzkessel würden noch mehr Feinstaub ausstoßen als Pelletkessel)

Abbildung 4: Berechneter Anstieg von Feinstaub (PM2,5) und CO2, wenn wir im Zuge der Förderung von Holz als erneuerbarer Energiequelle alle Ölheizungen oder sogar alle Gasheizungen durch Pelletheizungen ersetzen würden

Um der Klimakrise zu begegnen, müssen wir auf echte erneuerbare Energien wie Solar- und Geothermie setzen. Holz (Biomasse) ist keine CO2-neutrale Energiequelle und darf nicht weiter gefördert werden.

Auch Kamine tragen deutlich zur CO2-Belastung und extrem zur Feinstaubbelastung bei

Der allgemeine Glaube, ein kleines Feuerchen am Abend schade nicht, ist falsch. Betrachtet man die realen CO2-Emissionen, haben die Kamine 2018 mehr CO2 produziert als sämtliche Ölheizungen (Abb 4). In kälteren Jahren war ihr Beitrag sogar noch höher.

Die Feinstaubbelastung durch Kamine ist enorm. Es ist absolut unverständlich, dass gegen diese Form der Luftverschmutzung so gut wie nichts unternommen wird.

Abbildung 5: Feinstaub- (Fraktion PM2,5) und CO2-Emissionen aus allen Haushalten in Deutschland im Jahr 2018, untergliedert nach Heizarten

Gesundheitsgefahr durch Kamine

Es ist mittlerweile unumstritten, dass Feinstaub eine Gefahr für die Gesundheit darstellt. Luftverschmutzung gilt weltweit als bedeutendster umweltbedingter Risikofaktor für unsere Gesundheit (WHO).

Bei den Bemühungen, die Gesundheitsgefahren durch Feinstaub zu mindern, liegt der Fokus häufig auf den Quellen Verkehr und Verbrennung fossiler Energieträger im Energiesektor. Die Gefahr durch Feinstaub aus Holzverbrennung wird leider nur selten diskutiert.

Es ist richtig, dass der gesamte Verkehr mit 50% einen sehr großen Anteil an den Gesamtfeinstaubemissionen in Deutschland hat (Abgase sowie Reifen-, Brems- und Straßenabrieb). Der Energiesektor trug mit 7,6% zur Gesamtfeinstaubbelastung bei.

Die 22% der Belastung jedoch, die aus Haushalten stammt, könnte sofort drastisch reduziert werden, wenn wir die Komfortkamine aus lassen würden.

Feinstaub aus Holzverbrennung enthält wie Zigarettenrauch krebserzeugende PAKs

Die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Feinstaubbelastung aus Haushalten aus Kaminen und Öfen stammt, ist besonders brisant, weil bei der Verbrennung von Holz neben vielen anderen Schadstoffen sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs, englisch PAHs) entstehen, die nachweislich kanzerogen sind. Diese PAKs lagern sich an den entstehenden Feinstaub an und gelangen so in die Umwelt. Eingeatmet kann der Feinstaub über die Lunge aufgenommen werden und in alle Organe gelangen. Im Holzrauch entstehen ähnliche Substanzen wie im Zigarettenrauch. Plakativ beschrieben produzieren 15kg Holz an einem Abend im Kamin mehr gesundheitsschädliche PAKs als 240.000 Zigaretten. In Wohngebieten mit hoher Kamindichte ist das Risiko einer hohen Belastung der Außenluft mit PAKs je nach Wetter also durchaus gegeben. (Für eine gute Übersicht siehe auch „doctors and scientists against wood smoke pollution“.)

PAK-Emissionen in Deutschland fast ausschließlich aus Kaminen

In Deutschland wurden 2018 aus Haushalten 158,6 t PAKs emittiert, das waren 91% der gesamten PAK-Emissionen (Abb. 6). Hauptquelle dafür sind laut Umweltbundesamt die kleinen Feuerungsanlagen der Haushalte (Kamine). Damit sind die Kamine und Öfen mit Abstand die größte Quelle für kanzerogene PAK-Emissionen in Deutschland!

Abbildung 6: Verteilung der Emissionen von PAKs in Deutschland im Jahr 2018 in Tonnen (t)

Blauer Engel-Kamine?

Um dem Feinstaubproblem aus Kaminen und Öfen zu begegnen, sollen Blauer Engel-Kamine angeboten werden. Diese können den Feinstaubaustoß – zumindest bei optimaler Verbrennung auf dem Prüfstand – um 90 Prozent reduzieren. Allerdings sind diese Blauer Engel-Kamine freiwillig und teuer. Fehler bei der Handhabung, die den Feinstaubausstoß erhöhen oder „giftiger“ machen, können auch bei diesen Öfen nicht ausgeschlossen werden. Und 10 Prozent „Restfeinstaub“ sind immer noch 50 mal mehr Staub pro kWh als bei einer Ölheizung oder 90 mal mehr Staub pro kWh als bei einer Gasheizung. Das Problem des CO2-Ausstoßes bleibt bei jeder Art der Holzverbrennung sowieso erhalten.

Fazit

Bei der Verbrennung von Holz entsteht mehr CO2 als bei jeder anderen Heizart. Es ist deshalb falsch, Holzheizungen als Maßnahme zum Klimaschutz zu fördern.

Bei der Verbrennung von Holz entsteht auch mehr Feinstaub als bei jeder anderen Heizart. Dies gilt für Holzheizungen und besonders für Kamine und Öfen. Feinstaub ist der größte umweltbedingte Risikofaktor für unsere Gesundheit.

Kamine stoßen extreme Mengen an Feinstaub aus. Dieser enthält aufgrund der unvollständigen Verbrennung in Kaminen neben anderen Schadstoffen krebserzeugende PAKs. Fast die gesamte Belastung mit PAKs in Deutschland stammt aus Kaminen.

Blauer Engel-Kamine sind keine Lösung für das Feinstaubproblem. Sie würden aus einem Riesenproblem ein großes Problem machen. Betroffene in Wohngebieten mit Kaminen wären auch mit Blauer Engel-Kaminen immer noch einer hohen Belastung mit gesundheitsschädlichem Feinstaub ausgesetzt. Das Problem des CO2-Ausstoßes bleibt auch bei dieser Form der Holzverbrennung erhalten.

Zum Schutz von Gesundheit und Klima muss die Verbrennung von Holz gestoppt werden.

Quellen:

Döring, P.; Glasenapp, S.; Mantau, U. 2016: Energieholzverwendung in privaten Haushalten 2014. Marktvolumen und verwendete Holzsortimente. Hamburg. S. 37.

Kleine Anfrage der Abgeordneten Frank Schäffler, Christian Dürr,
Florian Toncar, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP
betr.: „KfW-Programm 151, 152 und Feinstaub- bzw. Stickoxidausstoß von Pelletheizungen“
BT-Drucksache: 19/7303

Zahlen des Umweltbundesamtes 2018 „Emissions from fuel use“

Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, Datenblatt Emissionsfaktoren Feuerungen, Juni 2015

Deutsches Pelletinstitut GmbH auf Basis der Zahlen von Biomasseatlas.de

Feinstaub aus Haushalten in Deutschland überwiegend aus Kaminen